Gedenksteine in Slowenien für österreichische KP-Mitglieder
31. Juli 2011
Beeindruckt von dem Freiheits- und Kampfeswillen der Partisanen und der slowenischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg war vor kurzem eine Reisegruppe aus Schwäbisch Hall. Angeführt von Kommunisten hat die slowenische Partisanenarmee die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1945 besiegt. Das Land war nach mehrjähriger italienischer und danach deutscher Besatzung wieder frei.
Drei Tage lang wurde die zwölfköpfige Gruppe deutscher Antifaschisten vom ehemaligen österreichischen KPÖ-Landtagsabgeordneten Ernest Kaltenegger aus Graz fachkundig an geschichtsträchtige Orte des Partisanenwiderstands geführt. Der 61-jährige Ex-Landes- und Kommunalpolitiker zeigte in Smuka einen Gedenkstein für Willi Frank, einem Mitglied des Zentralkommites der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) und seinen Funker Willi Högl. Die beiden Männer wurden während des Zweiten Weltkriegs in Slowenien von Nazis umgebracht.
Überlebende KZ-Häftlinge von Partisanen befreit
Bei der dreitägigen Rundreise durch Slowenien besichtigten die geschichtsinteressierten Reiseteilnehmer zunächst ein ehemaliges Konzentrationslager an der Südseite des Loiblpasses – ein Außenlager des KZ Mauthausen. Über 1600 Gefangene mussten am Loiblpass unter brutalen Bedingungen einen kilometerlangen Tunnel in den Karawankenfels bauen. Viele Häftlinge starben an Entkräftung, Krankheiten, verhungerten oder wurden von den Nazi-Schergen getötet. Am 7. Mai 1945 wurden die überlebenden Häftlinge von Partisanen befreit.
Hasserfüllte Bekanntmachungen der SS und der deutschen Polizei
Im Geiselmuseum Begunje – einem ehemaligen Gefängnis – bekamen die Antifaschisten aus Deutschland einen Einblick in die Brutalität der Besatzungspolizei. Zahlreiche hasserfüllte Bekanntmachungen der SS und der deutschen Polizei kündeten in den Ausstellungsräumen von Hinrichtungen vieler slowenischer Zivilisten und Partisanen. Im nahegelegenen Draga-Tal erschossen die Nazis 161 Gefangene aus Begunje. In einer Gedenkstätte wird den Opfern des grausamen Geschehens gedacht.
Über 500 verwundete Partisanen im Krankenhaus ärztlich versorgt
Wie die slowenischen Untergrundkämpfer in der Nähe von Dolenji Novaki, oberhalb von Cerkno, ihre Verwundeten und Kranken versorgten, war eine ärztliche und logistische Meisterleistung. Nach der Kapitulation Italiens wurde dort das Krankenhaus Franja ausgebaut. Ab Dezember 1943 behandelten Ärzte und PflegerInnen die Verwundeten und Kranken auf dem Gebiet des 9. Partisanenkorps. In einer engen Schlucht transportierten sie die Verwundeten durch den Bach Pasice zu den Holzhäusern des Partisanenkrankenhauses Franja. Zwischen Dezember 1943 und Mai 1945 wurden dort über 500 verwundete Partisanen ärztlich versorgt und wieder aufgepäppelt. Während der eineinhalb Jahre seines Bestehens wurde das Krankenhaus von den deutschen Besatzern nie entdeckt. Der erste Leiter des Krankenhauses war der Arzt Dr. Viktor Volčjak, im Februar 1944 folgte ihm Dr. Franja Bojc, nach der das Krankenhaus später benannt wurde. Die Ärztin blieb mit einer kurzen dreimonatigen Unterbrechung bis zur Befreiung als ärztliche Leiterin tätig.
Partisanenzeitung in schwer zugänglicher Schlucht gedruckt
Ebenfalls nie entdeckt wurde die Partisanendruckerei “Slovenija”. Sie gehört in Slowenien zu den am besten erhaltenen authentischen Denkmalen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Sie war die größte und technisch am besten ausgerüstete Partisanendruckerei in der Region Primorska. Die Holzbaracken, der Maschinenraum, die Küche, das Esszimmer, die Setzerei, die Buchbinderei und die elektrische Zentrale wurden im Sommer 1944 in der schwer zugänglichen Hangfurche »v Studencih« unter der Hochebene Vojskarska planota gebaut. Mitarbeiter der Partisanendruckerei hatten in Mailand für eine Million Lira eine große, moderne Elektrodruckpresse gekauft und sie auf gefahrvollen illegalen Wegen nach Görz und dann nach Vojsko befördert. Die Partisanen zerlegten die Druckmaschine in Einzelteile, trugen sie in die Druckerei und bauten sie dort wieder zusammen. Auch eine kleinere TIGL-Druckpresse besorgten sie sich. Die Druckerei Slovenija ging am 17. September 1944 in Betrieb. Am nächsten Morgen wurden schon 4.000 Exemplare der Zeitung “Partizanski dnevnik” ausgeliefert. Partizanski dnevnik war nach Angaben des Druckereimuseums die einzige Tageszeitung im okkupierten Europa, die von einer Widerstandsbewegung gedruckt worden war. Sie erschien regelmäßig bis zum Kriegsende in einer Tagesauflage von 4000 bis 7000 Exemplaren.
Baza 20: Lager der politischen Führung der PartisanInnen
Kočevski rog ist eines der größten Waldgebiete zwischen Bela krajina und Kočevje. Oberhalb von Dolenjske Toplice verbergen sich zwischen Karsttrichtern und Fichten mehrere im Krieg erbaute Krankenhäuser, Druckereien und Werkstätten. Für das Quartier der Partisanenführung wurde eine besonders unwegsame Lage gewählt. Die Barackensiedlung erhielt den Namen Baza 20. Das Militärkommando hatte seinen eigenständigen Sitz schon 1943 in der Nähe der Baza 21.
Im Sommer 1944 standen 26 Holzbaracken
Nach Angaben des Museums wurde die erste Baracke 1943 errichtet. Sie diente als Quartier für einen Teil der Führung der Befreiungsbewegung, die sich vom Polhov-Gradec-Bergland dorthin zurückzog. Mit der Erweiterung der Führungsorgane wuchs auch die Baza, die im Sommer 1944 schon 26 Baracken zählte. In der Baza lebten und arbeiteten Partisanenkommandeure, die Führungsschicht der Befreiungsfront und der Kommunistischen Partei sowie andere Funktionäre, gelegentlich auch Mitglieder der jugoslawischen Befreiungsfront.
Bildungsreise für junge Leute ist in Planung
Den Kontakt zu Ernest Kaltenegger in Österreich hatte Anne Rieger hergestellt. Die ehemalige Landessprecherin der VVN-BdA Baden-Württemberg und ehemalige Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Waiblingen wohnt mit ihrem Lebensgefährten seit einigen Jahren in Graz. Als Reiseleiter der deutschen Delegation fungierte Siegfried Hubele von der VVN-BdA Schwäbisch Hall. Der Betriebsratsvorsitzende der Firma Huber in Öhringen und Mitglied des IG Metall-Vorstands in Schwäbisch Hall war die treibende Kraft für das Zustandekommen der Bildungsreise. 2012 oder 2013 will Hubele eine weitere Bildungsreise auf den Spuren der Partisanen anbieten. Diese soll aber speziell für junge Leute konzipiert werden.
Weitere Informationen und Kontakt:
Siegfried Hubele, Schwäbisch Hall Telefon: 0791-51377 E-Mail: s.hubele@t-online.de
Weitere Informationen in Hohenlohe-ungefiltert: “Es wurde versucht, ein Land deutsch zu machen, das nicht deutsch war” – Interview mit Ernest Kaltenegger (KPÖ) über den Partisanenkampf in Slowenien http://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=11555
Weitere Informationen im Internet:
VVN-BdA Schwäbisch Hall: http://schwaebisch-hall.vvn-bda.de/
KZ am Loiblpass: http://www.mauthausen-memorial.at/db/admin/de/show_thema.php?cbereich=2&cthema=396
Partisanenkrankenhaus Franja: http://www.slovenia.info/de/kul-zgod-znamenitosti/Dolenji-Novaki,-Partisanenkrankenhaus-Franja.htm?kul_zgod_znamenitosti=6790&lng=3
Druckerei der Partisanenzeitung: http://www.idrija-turizem.si/de/kulturna-dedi-ina/partizanska-tiskarna-slovenija-na-vojskem.html
Baza 20, Lager der Partisanenführung: http://www.slovenia.info/de/kul-zgod-znamenitosti/Baza-20,-Partisanenbasislager.htm?kul_zgod_znamenitosti=6663&lng=3
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernest_Kaltenegger
http://www.kpoe-steiermark.at/index.phtml