Leinfelden – Echterdingen : Rechtspopulistischer Kongress am 04.02.2012 geplant

geschrieben von Antifa-Recherche-Team Baden-Württemberg.

29. Dezember 2011

Der rechte, verschwörungsideologische und esoterische Kopp-Verlag aus Rottenburg plant für den 4. Februar 2012 eine rechtspopulistische Konferenz in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. Unter dem Motto „Europa vor dem Crash“ (es gibt ein Buch im Kopp-Verlag mit exakt demselben Titel) sind fünf bekannte Kopp-Autoren und Rechtspopulisten angekündigt.

Wie im Programm des Kopp-Verlags angekündigt geht es um den Kampf des Vaterlandes gegen eine angebliche „EU-Diktatur“ und um „die amerikanische Hochfinanz“, die sich „im Währungskrieg zwischen Dollar und Euro“ befinde. Man fürchtet „bürgerkriegsähnliche Zustände“ in Deutschland, womit aber beim Kopp-Verlag vor allem die Angst vor Migrant_innen gemeint ist.

Der Kongress soll 9 bis 19 Uhr im Kongress- und Tagungszentrum Filderhalle (Bahnhofstraße 61, 70771 Leinfelden-Echterdingen) stattfinden.

*** Die Referenten ***

* Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider * Karl Albrecht Schachtschneider aus Berlin, Jahrgang 1940, war bis 2006 Ordinarius für Öffentliches Recht, Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät Nürnberg. Schachtschneider gilt als EU-kritischer Experte der extremen Rechten. Er war u.a. Experte der sächsischen NPD-Fraktion bei einer Expertenanhörung zur Grundgesetzkompatibilität des EU-Verfassungsvertrages im Januar 2005 im sächsischen Landtag. Im Jahr 1994 trat Schachtschneider als Aktivist für die rechtspopulistische Partei „Bund freier Bürger“ (BfB) in Erscheinung, zeitweilig war er stellvertretender Bundesvorsitzender dieser Kleinstpartei. Auffällig ist vor allem Schachtschneiders weitverzweigte und umfangreiche Referententätigkeit. Er referierte in Vergangenheit bereits für das „Studienzentrum Weikersheim“, die „Evangelische Notgemeinschaft“, die extrem rechte „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft“, das „Berliner Dienstagsgespräch“, das verschwörungsideologische Internetportal „Alles Schall und Rauch”, Jürgen Elsässers „links“nationalistische „Volksinitiative gegen das internationale Finanzkapital“, die rechtspopulistischen „Freien Wähler“ in Frankfurt, die ebenfalls rechtspopulistische Partei „Die Freiheit“, die „Deutsche Burschenschaft“ (DB) als Dachverband und DB-Einzelburschenschaften in Erlangen, Bielefeld, Berlin oder Stuttgart. Der letzte bekannt gewordene Auftritt Schachtschneiders war am 19. November 2011 in Frankenthal in der Pfalz nahe Mannheim beim „Du-bewegst-Deutschland“-Kongress, der auch von Elsässers Querfront-Magazin „Compact“ unterstützt wurde. Beim Jahreskongress des deutschnationalen „Studienzentrum Weikersheim“ Mitte Juni 2011 im Schloss Weikersheim hielt Schachtschneider nicht nur einen Vortrag, sondern wurde auch gleich als Vizepräsident ins Präsidium des Studienzentrums gewählt. Im September 2011 gab er im Berliner Wahlkampf eine Wahlempfehlung für die antimuslimische, rechtspopulistische Partei „Die Freiheit“ ab. Seine vortrefflichen Beziehungen zu den Größen der extremen Rechten in Europa illustrierte Schachtschneider durch seine Anwesenheit auf einem eurorechten Strategietreffen am Rande des korporierten WKR-Ball in Wien am 31. Januar 2009. Von Schachtschneider erschien im Kopp-Verlag u.a. die DVD „Islam – Religion oder politische Ideologie?“.

* Prof. Dr. Wilhelm Hankel * Wilhelm Hankel aus Königswinter, Jahrgang 1929, ist der ehemalige Leiter der Abteilung Geld und Kredit im Bundesfinanzministerium unter Karl Schiller (SPD) und ehemaliger Chefökonom der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Hankel war Teilnehmer an einer Veranstaltung der antimuslimischen Wählerformation „Pro Köln“ am 11. März 2009. Hankel schrieb bereits für das Blatt „Neue Solidarität“ der rechtslastigen BüSo-Politsekte oder für die neurechte Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF), für die Hankel auch 2006 in einer verteilten JF-Werbebroschüre mit Foto und Geburtstagsgruß warb. Ein Vortrag von Hankel wird beim Kai-Homilius-Verlag vertrieben, der Jürgen Elsässers Querfronttruppe „Volksinitiative gegen das internationale Finanzkapital“ nahe steht. Von Hankel erschien im Kopp-Verlag u.a. die DVD „Was kommt nach dem Euro?“.

* Dr. Bruno Bandulet * Bruno Bandulet aus Bad Kissingen, Jahrgang 1942, war Chefredakteur von der rechten Akademikerpostille „student“ in Würzburg. Er war zudem seit 1995 Herausgeber des politischen Hintergrunddienstes „Der DeutschlandBrief”, dem zeitweiligen Organ der Kleinstpartei „Bund freier Bürger“ (BfB). Zuletzt war Bandulet auch Beisitzer im BfB-Parteipräsidium. Als Autor schrieb er für: die „Junge Freiheit“, die „Deutsche Militärzeitschrift“ und das nationalliberale Monatsmagazin „eigentümlich frei“. Im Kopp-Verlag erschien 2007 von Bandulet das Buch „Das geheime Wissen der Goldanleger“.

* Dr. Udo Ulfkotte * Der angebliche „Terrorismus-Experte“ Udo Ulfkotte, Jahrgang 1960, ist der verkaufsstärkste Rechtspopulist im Kopp-Verlag. Früher war Ulfkotte Mitglied im Planungsstab der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und als Redakteur der konservativen Tageszeitung FAZ betreute er 1986 bis 2003 die Themengebiete Mittlerer Osten und Geheimdienstfragen. Im Jahr 2007 trat Ulfkotte der rechtspopulistischen Kleinstpartei „Bürger in Wut“ in Bremen bei, deren Mitglied er bis heute sein soll. Ulfkotte ist ein vulgärrassistischer Wanderprediger und soll mehr als 500 Mal seinen Vortrag über „Die schleichende Islamisierung der Gesellschaft“ gehalten haben. Diesen Vortrag hielt er vor konservativen Christdemokraten, Polizei-Berufsverbänden aber auch eindeutig in der extremen Rechten zu verortenden Gruppen. Ulfkotte forderte, die Stellen der Integrationsbeauftragten abzuschaffen, stattdessen müsse es für integrationsunwillige Zuwanderer „Rückführungsbeauftragte“ geben. Die NPD in Sachsen stellte eine gleichlautende Forderung. Ulfkotte war zeitweilig Redakteur des rechtskatholischen Kampfblattes „KOMMA“ und ist Chefredakteur des Informationsdienstes „Kopp Exklusiv“. Außerdem schreibt er regelmäßig Online-Artikel für den rechtsesoterischen Kopp-Verlag. Im Kopp-Verlag erschienen von Ulfkotte bisher vier Bücher: „SOS Abendland“ (2008), „Vorsicht Bürgerkrieg“ (2009), „Kein Schwarz Kein Rot Kein Gold – Armut für alle im lustigen Migrantenstadl“ (2010) und „Albtraum Zuwanderung – Lügen, Wortbruch, Volksverdummung“ (2011). Jedes dieser Bücher und jeder von seinen Online-Artikeln ist ein rassistisches Hetzwerk. Zur Illustration ein paar Zitate: „Junge Mitbürger aus dem islamischen Kulturkreis vergewaltigen nicht-muslimische Kinder, Mädchen und Frauen – und sehen darin kein Unrecht.“ (Udo Ulfkotte: SOS Abendland. Die schleichende Islamisierung Europas, Rottenburg 5. überarbeitete Auflage Januar 2009, Seite 63) „Bei bettelnden Roma-Kindern geht kein Mitarbeiter der Agentur für Arbeit hin und zieht den Eltern das Erbettelte von der Sozialhilfe ab. So etwas macht man inzwischen nur bei ethnischen Deutschen, man bestraft Ehrlichkeit. In einem Land, in dem hungrige Deutsche die Mülltonnen nach weggeworfenen Pfandflaschen durchsuchen und Zuwanderer die Wohltaten des Schlaraffenlandes genießen, da mutet man Deutschen inzwischen eben behördlich auch das Betteln zu.“ (Udo Ulfkotte in „Vorsicht Bürgerkrieg!“, 3. Auflage September 2009, Rottenburg, Seite 105) „Sofern realitätsresistente Politiker uns die enormen Kosten hinsichtlich der zugewanderten Vernichtungspotenziale weiterhin gegen unseren Willen aufzwingen wollen und dabei auch noch dreist von einer »Bereicherung« für uns alle sprechen, dann ist wohl überall in Europa die Zeit absehbar, in der möglicherweise nicht nur die Plakate von Politikern an Bäumen und Straßenlaternen hängen werden.“ (Udo Ulfkotte: Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold., Rottenburg 2010, Seite 319) „Migrant wirft Säugling an die Wand – Gutmenschen zeigen sofort Verständnis“ (Udo Ulfkotte, KOPP-Online 16.05.2011)

* Prof. Dr. Bernd-Thomas Ramb * Bernd-Thomas Ramb aus Linden bei Kassel war oder ist Professor an der Universität in Siegen. Ramb saß 1994 als Beisitzer im Präsidium der rechtspopulistischen Kleinstpartei „Bund freier Bürger“. Ramb gilt als Wirtschaftsexperte der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Von 1994 bis 2006 war er hier ständiger Mitarbeiter für das Wirtschaftsressort. Unlängst trat Ramb als Autor einer Broschüre für den rechtskonservativen Verein „Die Deutschen Konservativen“ in Erscheinung.

*** Fazit: Stelldichein der rechten Hetzer *** Der Kongress „Europa vor dem Crash“ Anfang Februar 2012 ist ein Stelldichein rechtspopulistischer und rassistischer Hetzer. Darüber sollte auch nicht die Sammlung akademischer Titel hinwegtäuschen, die diese Personen mit sich herumtragen. Alle Referenten wahren mehr oder weniger Distanz zur neonazistischen NPD und deren Freunde. Sie sind vielmehr Vertreter eines Rassismus und Rechtspopulismus der in der bürgerlichen Mitte beheimatet ist und der in Krisenzeiten kräftig befeuert wird. Ähnlich verfasst dürfte das Publikum sein, dass sich ähnlich wie die Sarrazin-Stammleserschaft zusammensetzen dürfte. Der Kopp-Verlag ist dafür der ideale Träger. Hier kommen antimuslimischer Rassismus, antizionistische und antiamerikanische Verschwörungsfantasien, Antifeminismus und irrationale Welterklärungs“theorien“ zusammen.